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Meine besten Tipps für Elternkümmerer

Meine besten Tipps für Elternkümmerer

„Egal, wie viel ich mache – es ist nie genug! Wenn es um meine Eltern geht, habe ich immer ein schlechtes Gewissen.“

Geht es dir auch so? Suchst du nach dem ultimativen Tipp, der dir das Kümmern um deine Eltern erleichtert? In meinen Beratungsgesprächen höre ich sehr oft den Wunsch danach. Aber leider muss ich dich enttäuschen. Es gibt nicht die eine Pauschallösung, die für alle passt. Es sind eher viele kleine Puzzleteile, mit deren Hilfe du es schaffen kannst, dir den Alltag mit deiner Mutter oder deinem Vater zu erleichtern. 

Schau dir meine besten Tipps für Elternkümmerer an und starte mit dem, der dich am meisten anspricht. Vielleicht gibt es ja auch schon Bereiche, in denen du alles im Griff hast. Dann darfst du dich gleich mal dafür anerkennen und loben. Denn ganz oft vergessen wir, was wir alles leisten und was alles schon richtig gut läuft.

1. Sei gut zu dir selbst

Ja, ich weiß. Ich fange nicht mit deinen Eltern an, sondern mit dir. Denn du hast es verdient. Bringe dir selber Anerkennung und Wertschätzung entgegen, denn du leistest eine Menge. Für deine Eltern, für deine Familie, für deinen Job, für dich.

Finde heraus, was dir Freude bereitet und dich entspannt und reserviere dir feste Zeiten dafür!

Das kann ein Waldspaziergang sein, eine Viertelstunde im Café sitzen, im Chor singen oder in der Sonne sein. Die Zeit, die du dir ganz bewusst selber schenkst, gibt dir die Kraft, für deine Eltern da zu sein.

 

2. Finde heraus, warum du dich um deine Eltern kümmerst

Dieser Punkt hat es in sich. Je ehrlicher du zu dir selbst bist, umso mehr kann er dir helfen. Also, warum kümmerst du dich eigentlich um deine Eltern? Meistens gibt es darauf nicht nur eine einzige Antwort. Es lohnt sich, darüber etwas länger nachzudenken. Am besten schreibst du dir die Antworten auf.

Es gibt dabei zwei große Richtungen.

Auf der einen Seite die Freiwilligkeit – du kümmerst dich, weil du es möchtest.

  • du möchtest deinen Eltern etwas zurückgeben
  • du möchtest Anerkennung dafür haben
  • du bist deinen Eltern dankbar
  • deine Geschwister können das nicht so gut

Auf der anderen Seite das Pflichtgefühl – du kümmerst dich, weil du es musst.

  • es ist deine Pflicht als Tochter
  • du hast keine andere Wahl
  • du hast es deinen Eltern versprochen
  • du bist finanziell von ihnen abhängig
  • deine Eltern erwarten es von dir

Jetzt schau dir deine persönlichen Gründe noch mal genau an und überlege dir, welche Alternativen es dazu geben könnte.

Zum Beispiel: Deine Geschwister sich kümmern lassen, deine Besuche reduzieren, eine gesetzlichen Betreuer bestellen, Sozialhilfe beantragen, auswandern…

Natürlich sind das keine bequemen Alternativen und ganz sicher haben sie auch ihre Konsequenzen. Für dich und deine Eltern. Trotzdem ist es wichtig, diese Möglichkeiten in Gedanken einmal durchzuspielen. Denn dann erkennst du, was dir wirklich wichtig ist.

Wenn es dir gelingt, dich ganz bewusst und freiwillig dafür zu entscheiden, hilft es dir, dich nicht als Opfer der Umstände zu sehen.

Je freiwilliger du dich für etwas entscheidest, um so mehr Energie steht dir zur Verfügung. Und zu wissen, dass du immer eine Wahl hast, hilft dir dabei, kraftvoll und selbstbestimmt deinen Alltag zu meistern. 

3. Treffe klare Absprachen mit deinen Eltern und deinen Geschwistern

Je eher du dich mit deinen Eltern und – falls du welche hast – deine Geschwistern zusammensetzt, umso leichter wird dein Alltag als Elternkümmerer. Gerade weil das kein einfaches Thema ist, empfehle ich eine Familienkonferenz, bei der die Eltern und die Kinder gemeinsam ihre Vorstellungen und Erwartungen besprechen.

Wie lange wollen deine Eltern alleine zu Hause wohnen, soll ein Pflegedienst ins Haus kommen oder wollen sie lieber ins Betreute Wohnen. Oder erwarten sie, dass du zu Ihnen ziehst? Welche Erwartungen haben deine Eltern noch an dich?

Eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung hilft dabei, sich über alle notwendigen Themen einmal Gedanken zu machen. (Hier findest du dazu weitere Informationen.)

Es geht aber auch um dich. Was kannst du leisten und was willst du leisten. Wie können und wollen sich deine Geschwister kümmern? Du hast ja auch noch dein eigenes Leben, deine Familie, deinen Beruf. Klare Absprachen erleichtern die zukünftige Pflegesituation.

Ich weiß, oft werden diese Themen nicht angesprochen, weil gerade nicht der richtige Zeitpunkt ist, weil du sowieso schon mit deinen Geschwistern Stress hast, weil deine Eltern davon nichts wissen wollen… Es hängen die unausgesprochenen Erwartungen in der Luft und alte Konflikte aus der Kindheit kommen wieder hoch.

Je länger du eine Klärung herauszögerst, umso belastender wird es für dich.

 

4. Informiere dich über die medizinische Situation deiner Eltern

Je mehr du über den Gesundheitszustand deiner Eltern weißt, umso eher kannst du sie in medizinischen Fragen unterstützen. Vereinbare einen persönlichen Termin mit den Ärzten deiner Eltern. Auch wenn du weiter weg wohnst, es ist wichtig, dass du dich wenigstens einmal persönlich dort blicken lässt. Dann kannst du in Zukunft viel eher auf deren Information und Unterstützung zugreifen.

Falls deine Eltern krank sind, informiere dich über ihre Krankheiten, die notwendigen Medikamente und Behandlungsmethoden. Verlasse dich nicht nur auf die Aussagen deiner Eltern. Tausche dich auch mit deinen Geschwistern oder anderen Menschen aus, die mit deinen Eltern Kontakt haben.

Und wenn du dich online informierst – glaube nicht alles was du über Krankheiten und ihre Symptome liest… 

 

5. Akzeptiere, dass sogar deine Eltern älter werden

Deine Eltern sind immer häufiger auf deine Hilfe angewiesen. Sie können ihren Haushalt nicht mehr ganz alleine führen, werden vergesslich und sind nicht mehr so belastbar wir früher.

Allmählich wird dir bewusst, dass deine Eltern nicht mehr so funktionieren, wie du es bisher immer gewöhnt warst. Diese Erkenntnis tut weh, denn eigentlich sollten sie doch für immer und ewig für dich da sein.

Je eher du akzeptieren kannst, dass auch deine Eltern einmal sterben werden, umso bewusster kannst du diese Lebensphase gemeinsam mit ihnen gestalten. Die Rollen ändern sich – du übernimmst jetzt mehr Verantwortung für sie und sorgst dich um sie.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass deine Eltern jetzt zu deinen Kindern werden. Sie werden immer deine Eltern bleiben.

Es geht für dich darum, ihnen „erwachsener“ zu begegnen. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, aber wenn du es schaffst, kann es eine wertvolle und bereichernde Erfahrung für beide Seiten werden.

 

6. Freue dich an den Dingen, die noch funktionieren

Deine Mutter nervt dich mit der immer gleichen Geschichte, dein Vater verlegt ständig seine Brille, die beiden haben keine Lust mehr, unter die Leute zu gehen.

Wenn du sie besuchst, dann wollen sie nichts unternehmen und am liebsten nur rumsitzen und Kaffee trinken. Die Wohnung ist nicht mehr so ordentlich und aufgeräumt wie früher und der Garten ist ganz verwildert?

Das alles sind Anzeichen dafür, dass deine Eltern langsam abbauen, mit manchen Dingen überfordert sind, nicht mehr so aktiv sind, wie du es gewohnt bist.

Statt dich darüber aufzuregen, konzentriere dich auf all das, was noch funktioniert.
Sei erfinderisch und frage bei den altbekannten Geschichten von früher noch mal genauer nach. Gehe auf Entdeckungsreise in deine eigene Kindheit und die Zeit davor. Vielleicht entdeckst du etwas ganz Neues über dich und deine Eltern.

Finde heraus, was deinen Eltern Freude bereitet. Auch wenn es einfach nur deine Anwesenheit ist: Versuche doch mal, deine Besuche in einem neuen Licht zu sehen: Du sitzt nicht nur bei deinen Eltern rum und hörst dir belangloses Zeug an. Nein – du schenkst deinen Eltern deine Aufmerksamkeit und deine Nähe.

 

7. Finde einen Weg, mit deinem schlechten Gewissen umzugehen

Egal, wie viel du machst – es ist nie genug. Das Schuldgefühl und dein schlechtes Gewissen sind irgendwie immer da. Du hast das Gefühl, alle anderen kümmern sich viel besser um ihre Eltern und haben alles im Griff.

Mit diesen Vergleichen und deiner Selbstverurteilung verstärkst du noch deine Sorgen.

Besonders gemein: Je mehr du dich kümmerst, umso anfälliger wirst du für das schlechte Gewissen!

Wie kannst du das ändern?

  • Höre auf, dich zu vergleichen. Oder wenn schon, dann vergleiche dich doch mal mit den Menschen, die sich gar nicht um ihre Eltern kümmern.
  • Schreibe dir mal alles auf, was du tun müsstest, damit es deiner Meinung nach genug ist (24 Stunden nur bei deiner Mutter sein, jede Stunde mit ihr telefonieren, auf jedes eigene Hobby verzichten, keine eigenen Ansprüche mehr haben…). Erkennst du, wie hoch und unrealistisch die Ansprüche an dich selbst sind?
  • Sage dir immer wieder: „Das ist das Beste, was ich jetzt tun kann.“

 

8. Suche dir Unterstützung

Nicht alles was du gut kannst, musst du auch machen. Und du musst nicht alles alleine machen! Deiner Mutter ist vielleicht mehr geholfen, wenn du Zeit mit ihr verbringst, und dir stattdessen für deine Wohnung eine Putzhilfe nimmst.

Pass auf, dass du nicht zum alleinigen Experten für deine Eltern wirst.

Lerne, um Unterstützung zu bitten und akzeptiere im Gegenzug, dass Dinge dann auch mal anders erledigt werden, als du es gerne hättest.

Mache eine Liste mit konkreten Dingen, die dich unterstützen würden. Dann fällt es dir leichter, auch mal deine Familie, Nachbarn oder Freunde zu fragen. Das kann der Getränkeeinkauf sein, die Gartenpflege, Begleitung zum Arzt oder ein regelmäßiger Besuch bei deinen Eltern, damit du auch mal Zeit für dich hast.

Finde Menschen, die in der gleichen Situation sind und tausche dich mit ihnen aus.

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Welchen dieser Punkte kannst du am leichtesten umsetzen? Vielleicht fängst du erst mal mit dem an. Ich wünsche dir, dass es dir deinen Alltag als Elternkümmerer  erleichtert. 

In meinem Buch „Überlebenstipps für Elternkümmerer“ findest du auch noch jede Menge Tipps und Anregungen, die dir bestimmt weiterhelfen. 

Und wenn du das Gefühl hast, dass du alleine nicht mehr weiterkommst, dann  unterstütze ich dich gerne bei deinem ganz persönlichen Thema. Melde dich gerne bei mir für ein Kennenlerngespräch. Ich freue mich, von dir zu hören. 

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